Angular Environments einrichten & testen
angular environments | Nils Mehlhorn • | 9 Minuten
Die meisten professionellen Angular Anwendungen durchlaufen im Entwicklungszyklus mehrere Ausführungs-Umgebungen. Während die Unterschiede zwischen diesen Umgebungen für eine reibungslose Auslieferung möglichst gering gehalten werden sollten, muss sich deine Webapp wahrscheinlich auf einer Entwicklungsmaschine ein bisschen anders verhalten als im produktiven Betrieb.
Angular bietet hierfür bereits eine Lösung namens Environments an. Die funktionieren wie folgt: man legt eine beliebige Anzahl an Environment-Dateien in einem Ordner, bspw. src/environments
, an:
src
└── environments
├── environment.prod.ts
├── environment.stage.ts
└── environment.ts
Alle Environments außer der Standardumgebung (meist die Entwicklungsumgebung) erhalten ein entsprechendes Suffix - bspw. ‘prod’ für die Produktivumgebung.
In jedem dieser Files wird ein Objekt namens environment
exportiert, welche alle die gleichen Properties jeweils mit umgebungsspezifischen Werten bereitstellen. Das könnten zum Beispiel der Name der Umgebung oder ein boolsches Flag sein, das angibt ob, wir uns in einer Produktivumgebung befinden.
// environment.ts
export const environment = {
production: false,
name: 'dev',
apiPath: '/api'
}
// environment.stage.ts
export const environment = {
production: false,
name: 'stage',
apiPath: '/stage/api'
}
// environment.prod.ts
export const environment = {
production: true,
name: 'prod',
apiPath: '/prod/api'
}
Manchmal unterscheidet sich auch der Pfad unter dem der Backend-Server erreichbar ist (hier apiPath
genannt). Für Eigenschaften die an vielen Stellen gebraucht werden, deren Wert aber in jeder Umgebung gleich ist, kann übrigens besser ein einziger File names constants.ts
angelegt werden. Das spart unnötigen Mehrfachaufwand.
Um nun in der Anwendung immer das richtige Environment für verschiedene Builds zu verwenden, legen wir jeweils eine Build-Konfiguration in der angular.json
an. In jeder Konfiguration richten wir ein File Replacement ein, welches environment.ts
immer durch eine spezifische Alternative wie environment.prod.ts
austauscht:
"architect": {
...
"build": {
"builder": "@angular-devkit/build-angular:browser",
"options": {...},
"configurations": {
"production": {
"fileReplacements": [{
"replace": "src/environments/environment.ts",
"with": "src/environments/environment.prod.ts"
}],
...
}
"stage": {
"fileReplacements": [{
"replace": "src/environments/environment.ts",
"with": "src/environments/environment.stage.ts"
}],
...
}
}
}
...
}
Beim Build aktivieren wir eine der Konfigurationen indem wir dessen Namen an die Angular CLI mitgeben:
ng build --configuration <config>
Tipp: Wenn man ng build --prod
verwendet, nimmt Angular die Konfiguration names ‘production’.
Das ist eigentlich schon alles: Dateien werden ersetzt um ganz normale JavaScript-Objekte bereitzustellen - nicht viel Angular-Magie im Spiel. Jetzt muss man innerhalb der Anwendung nur aus environment.ts
importieren und bekommt zur Laufzeit immer die umgebungsspezifischen Werte:
import { environment } from '../environments/environment';
// ng build --> 'dev'
// ng build -c stage --> 'stage'
// ng build --prod --> 'prod'
console.log(environment.name)
Aber wir kriegen das noch besser hin. Beim aktuellen Aufbau sind mir in der Praxis nämlich noch zwei Probleme aufgefallen:
- Wenn man neue Felder zu
environment.ts
hinzufügt, kommt es schnell vor, dass man vergisst, die entsprechenden Gegenstücke in den anderen Environment-Dateien anzulegen - Man kann nur schwierig umgebungspezifische Tests durchführen
Das können wir mit ein paar leichten Anpassungen in unserem Setup ändern.
Environments typisieren
Wenn man mit Angular unterwegs ist, benutzt man TypeScript - warum also nicht von der statischen Typisierung der Sprache profitieren? Indem wir einen Typ für unser Environment definieren, sagt uns der Compiler bescheid, wenn in irgendeiner Umgebung Werte fehlen. Hierzu legen wir ein Interface in einer Datei names ienvironment.ts
an. Das Ganze muss in eine andere Datei, da wir sonst Probleme mit den File Replacements bekommen - ansonsten rate ich davon ab, Prefix wie i
für Interfaces zu verwenden.
export interface Environment {
production: boolean
name: string
apiPath: string
}
Wenn wir nun ein Environment-Objekt definieren, deklarieren wir auch direkt dessen Typ mit dem gerade angelegten Interface:
import {Environment} from './ienvironment'
export const environment: Environment = {
production: false,
name: 'dev',
apiPath: '/api'
}
Wenn wir das für alle Environments machen, profitieren wir ganz leicht vom Typ-System und bekommen keine Überraschungen mehr beim Deploy eines neuen, umgebungspezifischen Features.
Testen mit Environments
Manchmal möchte man gerne umgebungspezifische Tests durchführen. Vielleicht um einen Error-Handler zu testen, welcher während der Entwicklung nur zur Konsole loggen, in Produktion aber die Fehler zu einem Server weiterleiten soll. Da Environments meist einfach importiert sind, ist es etwas schwieriger diese für Tests zu mocken (sprich, durch ein Testdouble zu ersetzen). Das können wir ändern!
Die Architektur von Angular-Anwendungen basiert auf dem Prinzip der Dependency Injection (DI). Das heißt, dass eine Klasse (bspw. eine Komponente oder ein Service) zum Zeitpunkt der Instanziierung mit allem versorgt wird, was diese benötigt. Angular löst also alle Abhängigkeiten zu anderen Instanzen auf und injiziert sie in den Konstruktor der Klasse. Das erlaubt es uns die Abhängigkeiten leicht durch Testdouble auszutauschen.
Wenn wir unser Environment nun auch über Dependency Injection bereitstellen, sind wir also auch in der Lage, umgebungsspezifische Testfälle durchzuführen. Hierzu erstellen wir noch eine weitere Datei environment.provider.ts
, in welcher wir ein InjectionToken definieren. Normalerweise benutzt Angular den Klassennamen um Abhängkeiten aufzulösen, aber weil unser Environment nur ein TypeScript Interface ist (welches zur Laufzeit nicht mehr existiert), müssen wir stattdessen ein solches Token als Ersatz bereitstellen. Zusätzlich, weil ein Interface auch keinen Konstrukt hat, den Angular aufrufen könnte, legen wir noch eine Factory-Methode an, die eine Environment-Instanz zurückgibt. Letztendlich sieht der Code in environment.provider.ts
dann so aus:
import {InjectionToken} from '@angular/core'
import {Environment} from './ienvironment'
import {environment} from './environment'
export const ENV = new InjectionToken<Environment>('env')
export function getEnv(): Environment {
return environment;
}
Anschließend fügen wir Token und Factory-Methode als Provider über einen Eintrag in providers
zu unserem Angular-Modul hinzu:
import {ENV, getEnv} from '../environments/environment.provider'
@NgModule({
...
providers: [
{provide: ENV, useFactory: getEnv}
]
})
export class AppModule { }
Anstatt nun direkt aus environment.ts
zu importieren, injiizieren wir das Environment in jede Klasse, welche umgebungsspezifische Informationen benötigt. Hierzu verwendet man den Inject Decorator mit unserem Token wie folgt:
import { Injectable, Inject } from '@angular/core';
import { Environment } from '../environments/ienvironment'
import { ENV } from '../environments/environment.provider'
@Injectable()
export class UserService {
constructor(@Inject(ENV) private env: Environment) {
}
save(user: User): Observable<User> {
if (this.env.production) {
...
} else {
...
}
}
}
Um dann einen Mock für das Environment während eines Tests zu nutzen, können wir entweder direkt den Klassen-Konstruktor verwenden oder einen alternativen Provider über Angular’s TestBed bereitstellen:
import { ENV } from '../environments/environment.provider'
describe('UserService', () => {
describe('when in production', () => {
beforeEach(() => {
const env = {production: true, ...}
// ohne TestBed
const service = new UserService(env)
// mit TestBed
TestBed.configureTestingModule({
providers: [
{provide: ENV, useValue: env}
]
});
});
});
});
Wenn man sichergehen will, dass niemand aus Versehen doch direkt aus environment.ts
importiert, kann man sogar eine entsprechende TSLint-Regel anlegen.
Fazit
Mit wenig Aufwand sind wir in der Lage, Angular Environments sicherer und komfortabler zu gestalten. Wenn wir Werkzeuge wie Typisierung und Dependency Injection bereits haben, ergibt es Sinn, diese auch konsequent für eine bessere Entwicklungserfahrung zu nutzen. Gerade in größeren Anwendungen mit mehreren Umgebungen können wir von ordentlich definierten Interfaces, guter Testabdeckung und testgetriebener Entwicklung profitieren.
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